Zwei Stunden sich sein

Der Mann ist spät aufgestanden. Die Nacht war hart. Geträumt hat er nicht.
Der Kaffee, den er sich macht, ist kaum schwarz. Die Maschine ist kaputt.
Also schliesst er die Augen vor Müdigkeit wieder, wie er in der kalten Küche sitzt.
Er denkt nach.
Was soll ich tun an diesem Tag?
Es fällt ihm nichts Gescheites ein. Die Welt draussen ist eisig, die Tage so kurz wie nie. Dennoch bleibt viel zuviel Zeit für Fragen.
Der Mann atmet tief ein, reibt sich die Augen. Dann atmet er tief aus. Nochmals reiben.
Schliesslich geht er unter die Dusche, wäscht sich die Nacht von der Haut.
Die milde Seife riecht nach Lemongrass. Das weckt ein wenig.
Dann kleidet er sich an, mit dem was halt so da ist an Jacke, Hemd und Hose.
Dann geht er ohne zu schauen, ob alles in Ordnung ist, in die Welt.
Am Abend wird er müde nach Hause kommen, aber da ist draussen schon dunkel, der Tag ist abgeschlossen.
Dann muss er nicht mehr denken, was er hätte tun können. Dann kann er endlich sein, weiss er.
Sich selbst sein.
Sich sein.
Ja. Endlich sein.
Deshalb lebt er noch.



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