Eins und Eins sind Drei

Der Mann möchte sich in sein Lieblingskaffeehaus setzen. Er kann nicht. Noch bevor er die Jacke abgestreift hat, bestürmen ihn zwei Frauen.
„Ich möchte Ihnen danken, dass …“
„Ja, ich auch“, will die Zweite schneller sein.
Der Mann schüttelt Hände, noch bevor er weiss warum.
Die Erste lässt kaum los. „Das war wirklich lieb von Ihnen. Auch Ihnen ein schönes neues Jahr.“
Ach ja, erinnert sich der Mann. Er hatte den Angestellten eine Karte geschickt und ihnen ein schönes neues Jahr gewünscht. Darin hatte er sich bedankt für die Aufmerksamkeit und die nette Bedienung über das ganze Jahr. Er hatte auch noch 20 Euro hineingetan.
„Das war wirklich nicht nötig“, schüttelt die eine dem Mann immer noch die Hand.
„Ich habe es gerne getan“, zeigt sich der Mann freundlich.
„Wir werden zusammen ein Brötchen essen gehen.“
„Das freut mich. Ich hoffe, sie haben noch von anderen Leuten etwas in Ihre Kaffeekasse bekommen.“
„Nun ja, es hat nur noch eine andere Person etwas gegeben.“
„Das ist doch nett.“
„Ja, Das ist wirklich nett. Also, nochmals ganz herzlichen Dank.“
„Gern geschehen“, kann sich der Mann endlich setzen. Es ist ihm fast peinlich. Die Leute schauen schon.
Nur noch ein anderer hat etwas gegeben, geht es ihm nicht aus dem Kopf. So viele Leute trinken hier täglich Kaffee. Und nur er und jemand anderes haben sich bedankt zu Weihnacht? „Les traditions se perdent“, rutscht es ihm von den Lippen.   
Der Mann kann nicht anders. Er schaut in die Runde, sucht Gesicht um Gesicht ab. Die meisten schauen starr in die Zeitung oder reden aufgeregt auf einen anderen ein.
Nur noch ein Anderer war lieb zu den Leuten, die für sie schaffen.

Einer.

Immerhin.

Zusammen sind sie schon zwei.







ohne Worte, 2011


















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