Der Putzteufel

Der Mann putzt seine Wohnung. Er ist mittlerweile ein Experte darin. Das war nicht immer so. Als junger Student hatte er nie Zeit für irgendeine Hausarbeit. Seine Wohnung war sowieso nur Schlafhöhle. Nun ist er älter und nimmt den Kampf gegen Schmutz und Staub mutig auf.
Sein Arsenal an Waffen ist grandios. Er hat Besen verschiedener Grösse und Art, kleine und grosse Kübel, Putzlappen und -tücher und Reinigungsmittel und Spezialcleaner und Bürsten und was alles noch dazugehört.
Mit diesen Geräten ist er perfekt gerüstet für den Kampf. Er hat auch eine eigene Strategie fürs Saubermachen: Immer von oben beginnen, zuerst trocken abstauben, dann nass wischen. Alles macht Sinn beim Putzmann.
Wenn er loslegt, geht es ihm gut. Er ist siegessicher. Es ist anstrengende Arbeit zwar, meist kommt er ins Schwitzen, weil er nicht nur wischt, sondern hartnäckig schrubbt und zügig vorwärts macht. Doch wenn er arbeitet, fühlt er sich wohl in seiner Haut. Er denkt nichts anderes, nur wisch wisch wisch.
Wenn er müde wird, macht er selten eine Pause. Und selbst wenn er sich einmal hinsetzt, überlegt er nur wie weiter, springt sogleich wieder auf. Wisch, wisch, wisch.
Wann er putzt? Immer, wenn es ihm schlecht geht. Wenn er ein Chaos hat in seinem Leben, mit seiner Welt. Wenn er durcheinander ist von der Zeit, den vielen Fragen, dem Nicht-Handeln-Können.
Dann zieht er in die Schlacht gegen Küche, Bad, Büffet. Dann macht er sauber in seinen Dingen, kann vergessen, zur Ruhe kommen.

Immerhin.

Mit den Jahren ist seine Wohnung immer sauberer geworden.

In letzter Zeit ist sie blitzblank.








 Winterzeit, 2010





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