Verlorener Tag


Der Mann liegt im Bett. Er fühlt sich wie ein toter Fisch. Den Wecker konnte er knapp noch abschalten. Dann hat er sich wieder zurückgezogen in sich selbst. Es dauert eine Stunde bis er aufsteht. Ein Klumpen Fleisch mit Hirn.

Was tun heute?

Kaffee trinken. In die Stadt gehen. Rumirren. Einen Kollegen anrufen. Wieder einen Kaffee trinken. Zeitung lesen. Zeitung wieder lesen. WiederherumirrenohneSinnundZweckundNot.

Und sonst?

Sonst gibt es wenig. Das Wetter hat sich gebessert. Es ist wärmer geworden, frühlingshaft. Es gibt noch keine Knospen an den Bäumen, zum Glück. Der Mann bekommt Heuschnupfen, wenn es gegen Ostern geht.
Die Zeit ist also noch gut. Der schwere Winterparka ist versorgt. Man kann wieder T-Shirt tragen, auch wenn es darüber noch eine Jacke braucht. Vielleicht kommt noch Regen. Die Uhrzeit wird in der nächsten Nacht umgestellt. Fukushima 3 hat ein Loch. 10'000 mal höhere Werte als normal.

Und sonst?

Sonst gibt es wenig. Die Leute sind wie immer, vielleicht ein wenig frischer, aufgedrehter. Jeder irrt irgendwo rum, sucht Glück in Beziehungen, in Sex, in Dingen, im Fernsehen.

Der Mann sucht nicht mehr. Der Mann trinkt Kaffee. Er geht ins Kaufhaus um allein zu sein. Schaut vieles an, kauft nichts.

Kaffee. An der Stehbar. Sein Knie schmerzt. Der Kaffee schmeckt nach verpilztem Karton.

Und sonst?

Sonst lebt er seinen Tag.

Er lebt ihn wie immer.

Er lebt ihn, als würde es noch 10'000 solcher Tage geben.

Zehntausend frische verlorene Tage.





















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