Verlorener Tag von neuem

Der Mann liegt im Bett. Der Wecker hat vor zwei Stunden geklingelt. Er hat ihn abgestellt und sich wieder zurückgezogen in sich selbst. Ein Häufchen Mensch. Müde. Weit entfernt von sich selbst. Nochmals eine Viertelstunde sein. Dann sind seine Kräfte erschöpft. Er wird er in die Welt gesaugt.

Was tun heute?

Kaffee trinken. In die Stadt gehen. Herumirren. Zeitung lesen. Durch die Stadt fahren. Einen Kollegen anrufen. Wieder einen Kaffee trinken, oder eine Cola vielleicht. Wieder Zeitung lesen. HerumirrenohneSinnundZweckundNotundFreude.

Und sonst?

Sonst gibt es wenig Neues. Das Wetter hat sich deutlich gebessert. Die Sonne scheint, es ist warm, frühlingshaft. Den Mann zwickte es in der Nase, bis er sein Heuschnupfenmittel nahm. Jetzt kratzt sie trocken.
Regen kommt keiner mehr. Ist vielleicht besser so. In Fukushima hat es zehn Millionen mal höhere Werte im Wasser. Ein Messfehler nur. 100'000 mal soll richtig sein. In Lybien rücken die Rebellen vor. In Lampedusa wird es eng. Der neue Mister Schweiz. Rufen Sie jetzt an!

Und sonst?

Sonst gibt es wenig. Die Leute sind wie immer, vielleicht ein wenig matter, weil es Montag ist. Die Zeitumstellung tut ein übriges. Die Leute sprechen kaum, jeder wurstelt irgendwas. Verschiebt sein Leben für nachher.
 Der Mann verschiebt nichts mehr. Er lebt im Jetzt und trinkt Kaffee. Er geht ins Kaufhaus, weil er allein ist, weil er weiter allein sein will. Schaut vieles an, kauft nichts. Die Zeit. Sie geht vorbei.

Wieder Kaffee. An der Stehbar. Sein Knie schmerzt. Der Kaffee schmeckt nach Abwaschwasser.

Und sonst?

Sonst lebt er seinen Tag.

Er lebt ihn wie immer. Er lebt ihn, als würde es noch 9’999 solcher Tage geben.

Neuntausendneunhundertundneunundneunzig neu verlorene Tage.
























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