Leute reden hören (II)

Der Mann fährt Zug. Es ist schon spät. Er will die Zeit nutzen und noch eine Geschichte schreiben, eine mit Pointe - und Dialog. Über sich hat er bereits zu oft geschrieben. Also hört er genau hin, was die Passagiere sprechen.
„Hallo?“, kommt es von hinten. „Ja, ich bin’s.“
„He, das ist Mega Hammer“, tönt es rechts.
Er gibt sich Mühe, noch mehr von den Telefonaten aufzunehmen.
„Ich bin eigentlich auch …“ Der Rest geht unter im Geschmier der Fahrtgeräusche, nein es geht doch weiter irgendwo. „… das Problem  ist …Gästezimmer…“
„Minibar!“
Ein paar Leute schauen auf.
„Ein Cappuccino, bitte.“
„Ja, für mich auch.“
Eine Zeitung raschelt voraus, eine andere hinterher. Klacken einer Tastatur.
Die Tür am anderen Ende zischt.
 „Alle Billette, bitte.“
Die Leute kramen in den Taschen.
„Darf ich mal da durch?“
„Moment.“
„Danke, geht schon.“
„Ja, danke.“
Eine Nase wird hochgezogen.
„ …neeein. Das glaub ich nicht.“
„Mhm, o.k.“

Eine Zeitung raschelt.

Eine Nase wird hochgezogen.

Die andere Tür geht auf, geht zu.
Dann bewegt sich die Minibar zum Ende des Wagens. Die Tür zischt. Das Gefährt rumpelt in den nächsten Wagen. Der uniformierte Inder bewegt den Wagen durch die Passage wie ein störriges Kalb in ein Gatter.
 „Was … morgen sollte ….sicher.“
„Ciao. Bis bald.“
Ein kratziger Husten springt davon.
Eine Nase wird hochgezogen.

Kla Klang.

Kla Klang.

Kla Klang.

Kla Klang.

Eine Nase wird hochgezogen.



Streetlife New York City, 1993
















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