Der Mann hat sich schon weit vorgekämpft. Die ersten Kisten sind durchsucht. Er hat sie vor das Kellerabteil gestellt. Dort liegen sie, aufgebrochen wie Kisten von Piraten.
Es gibt keinen Schatz.
Es sind alte, halb-kaputte Dinge, die der Mann findet. Nutzlose Dinge, doch immer noch behaftet mit einem speziellen Wert. Darum liegen sie im Keller. Man braucht den Mist nicht mehr und kann sich doch nicht trennen. Noch kein einziges Teil ist als Schrott erkannt und aussortiert.
Die nächste Kiste ist schwer. Vielleicht ein altes Küchengerät, das man endlich wegwerfen kann. Eine ganze Kiste weniger, das gäbe Platz - für Neues. Der Mann öffnet die Kiste.
Fotos aus New York.
Der Schatzgräber setzt sich, schaut die alten Fotos wieder durch, wie immer, wenn er diese Kiste öffnet alle sieben Jahre. Es sind mehr als fünftausend Stück. Viele Fotographien sind banal und gleichen allen andern. Nur wenige haben ein spezielles Etwas, entfalten einen magischen Moment auf 10 x 15 cm.
Der Mann sitzt und blättert diese Fotos durch. Was auf den Bildern ist - Abendstimmungen in New York, Nacht, Gebäude, Taxis - ist ihm so weit weg wie diese Stadt und diese Zeit selbst.
Es dauert lange, bis der Mann alle Fotos durchgeschaut hat. Irgendwann merkt er, dass es ihn friert. Rasch legt er alle Fotos in die Kiste zurück, verschliesst sie sorgfältig.
Dann nimmt er sich die nächste Kiste vor, findet weitere Erinnerungen.
Als er fertig ist, stapelt er die Kisten wieder hoch bin unter die Kellerdecke. Die Türme sehen aus wie Wolkenkratzer. Es gibt kaum noch Platz zum Stehen.
Dann verlässt der Mann das Abteil, schliesst es ab.
Er geht die Treppe hoch und hinaus aus dem Keller.
Er löscht das Licht.
Blick vom World Trade Center, New York City, 1994 |
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