Anleitung zum Glücklichsein II

Der Mann hat sich ein paar Gedanken gemacht über das Glück. Er hat mit einigen Leuten geredet, hat gehört, was sie meinen und nochmals nachgedacht darüber, was Glück ist und wie man es findet. Nun setzt er sich hin und schreibt sein Wissen auf.

Freunde.

Sinn.

Viel mehr bleibt nicht zu schreiben. Das ist alles an Tipps, was im Gesamten übrig bleibt. Nicht Geld, nicht Sex, nicht der Lottosechser bringen echtes Glück - auch nicht der mit Zusatzzahl. Der grosse Wagen ist es schon gar nicht. Morgen schon hat der blöde Nachbar einen grösseren. Und es sind auch nicht die eigenen Kinder. Die werden gross und vergessen einen. Häuser werden alt und gebrechlich. Beförderungen sind morgen schon vergessen. Ganz andere Dinge zählen.

Viele Freunde haben.

Sinn finden in dem, was man macht.

Vielleicht auch, zufrieden sein mit dem, was man hat.

Und Glück.

Glück macht glücklich.



Vielleicht.


















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Glück am Stück

Der Mann findet Glück höchstens in winzigen Momentsplittern. Meist kommt es wie eine Welle, dauert nur sekundenweise. Nach langem Tag, nach harter Arbeit, ein kurzer Moment von Einhalt, von Loslassen können, von Nichts-Tun-Müssen-Nur-Sein-Dürfen-Und-Alles-Vergessen-Haben. Dann ist der Moment wieder weg, ist der Mann wieder in der Welt, wie sie ist und wie sie nicht schön ist.

Heute ist alles anders.

Es ist Sonntag und der Mann ist aus dem Schwarz der Nacht aufgetaucht. Helle Sonnenstrahlen weckten ihn, vielleicht auch die Wärme, die deutlich grösser ist als normal. Sein Hemd war leicht verschwitzt, die Bettdecke unangenehm heiss. Sogleich stand er auf, rieb sich die verkrusteten Krümel aus den Augen, öffnete die Rolläden.

Sommersonne. Zum ersten Mal.

Der Mann ist erstaunt, wie wach er ist. Kein Kopfweh, kein Fluchtgedanke vor dieser Welt.

Frühstück!

Wieder mal ein richtiges Frühstück machen. Nicht nur schwarzen Kaffee trinken um das Blei von den Augen ab zu lösen, sondern Kaffee und zwei Stücke Brot und ein wenig Schinken herrichten. Und ein Spiegelei!
Das richtet der Mann her und fühlt sich wohl. Freut sich über sein Frühstück, das er auf seinen kleinen Mikrobalkon auf die Strassenseite trägt. Dort lässt er sich nieder.

Er ist glücklich.

7 Minuten.

Soviel Glück findet er manchmal am Abend vor dem Einschlafen.

7 Minuten.

Soviel Ruhe findet er in seinen 15-Minuten-Kaffeepausen bei der Fliessbandarbeit, wenn er sich ein wenig beruhigt hat, endlich einen Moment abschalten kann und der Gedanke ihn noch nicht erschlagen hat, dass es gleich wieder los geht mit dem Horror.

Und jetzt.

Er sitzt auf dem Balkon und weiss, dass er endlich mal Glück an einem ganzen langen Stück geniessen wird. Eine halbe Stunde bei sich sein dürfen. Wahrscheinlich mehr. So lange, dass man alle Zeit und alle Welt vergisst. Sein dürfen. Einfach in aller Ruhe auf seinem Balkon sitzen dürfen. Das Brot kauen, den Kaffee, das mit Mallorca-Salz gesprenkelte Spiegelei geniessen.

Harmonie erleben.

Ruhe geniessen.

Ruhe.

Noch bevor der Mann sich in den Stuhl gesetzt hat, geht ein Riesengeschrei los. Kinder aus der Nachbarschaft kommen um die Ecke geschossen, legen sogleich los mit ihrem Spiel, jagen dem Ball nach mit Geheul. Sie Kreischen. Schreien.

Glückliche Kinder.

Trauriger Mann.

Er trägt sein Frühstück in die Wohnung zurück, schliesst die Fenster.


  




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Mit Geschichten Geld verdienen


Der Mann schreibt eine irrsinnig schöne Geschichte. Sie handelt vom Leben an sich und dem einzigartigen Moment des Glücklichseins.
Die Geschichte fliesst nahtlos aus seinen Fingern in die Tastatur seines kleinen Subnotebooks.
Der Mann liest den Text nochmals von Anfang an, verbessert, muss nur wenig korrigieren. Nur einzelne Buchstaben fallen noch aus seinen Händen, wie Vanilleglacé im Sommer von einer Kinderhand tropft.

Die Geschichte ist.

Einfach.

Klar.

Dann liest er sie sich laut vor. Nur wenige Male stolpert die Stimme des Mannes, weil einzelne Brocken doch geglättet werden müssen. Aber zugleich spürt er, welche Kraft der Text, die Geschichte hat. Der Mann ist selbst überrascht, wie harmonisch sie ist - und doch überraschend und brillant und zärtlich auch.

Dann den Text nochmals ganz lesen. Ein letztes Mal. Alles macht Sinn, ist stimmig, das letzte Komma gesetzt. Der Mann könnte glücklich sein.

Kann er aber nicht.

Er schaut auf die Uhr. Eine Stunde und neununddreissig Minuten.

Ganze neunundneunzig Minuten. Für eine einzige Geschichte.

Sein Chef wird ihn zusammenscheissen.




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Anleitung zum Glücklich Sein


Der Mann hat kurze Hosen an, den Oberkörper frei, die Haare nass. Nass und kühl vom kalten Wasser, das er über sein Haupt geleert hat - und das schon wieder warm ist, weil die Sonne brennt und der Sommer da ist.
Der Mann hat geschuftet. Er hat den ganzen Balkon seiner Wohnung aufgeräumt, allen Unrat vor das Haus geschafft. Weil er allein war, kosteten ihn das Schleppen des sperrigen alten Tischs und die von Raben aufgepickten Sessel einiges an Mühe. Schlimmer noch waren die alten Steinplatten auf dem Balkon, alle verwittert, bemoost, herausfordernd dreckig. Die hat er geschrubbt, bis der Schweiss in fetten Tropfen von der Stirn in den Schaum des Putzmittels fiel.
Die Platten trockneten rasch. Die Sonne hatte sie schon aufgeheizt gehabt seit dem frühen Morgen. Der Mann ging derweil in den Keller, mühte Riesenpakete herauf mit zwei neuen Stühlen und einem blütenweissen Gartentisch. Die hatte er im Schlussverkauf des letzten Jahres gekauft.

„Jetzt zugreifen!“

„Nochmals minus 40%!“

Der Mann hatte die neuen Teile ausgepackt, sie aufgebaut und eingerichtet, noch rasch die Verpackung verschnürt und zu den alten Sachen vor das Haus gestellt, dann den überhitzten Kopf unter Wasser gehalten, das Haupt geschüttelt und die Haare zurecht gestrichen. 

Auf ein Mal.

Auf ein Mal wissen, dass es gleich soweit sein wird. Im ganzen Wesen spüren, wie man sich gleich fallen lassen wird in einen neuen Stuhl. Einfach glücklich sein, weil man umfassend weiss, wie es sein wird, die Füsse hoch auf den Tisch gelegt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Die Augen zu.

Die Seele?

Die Seele baumelnd.





















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Alte Liebe rostet nicht

Der Mann hat seine alte Freundin geliebt. Natürlich. Natürlich hat er das. Ja, er hat sie geliebt.

Natürlich!

Nun sitzt sie ihm eine Reihe weiter und schräg gegenüber im Zug. Sie liest irgendwas, hat den Kopf gesenkt, sieht ihn nicht.
Er hat sie auch nicht gesehen während der halben Reise. Er war in den Sitz gefallen, hatte bald die Augen zugemacht. Hatte nichts gedacht, nur geschaut wie die Gedanken und Worte und Bilder vorbeifliegen wie lose Blätter im Sturm.

Loslassen dürfen. Nichts denken müssen. Alles geht voran.

Irgendwann hatte er aufgeschaut und sie sass da.
Eigentlich dort.
Hatte sie ihn bemerkt? Sicher. Wahrscheinlich hatte  sie ihn bemerkt, ebenso wie er sie, irgendwann hatte sie wohl aufgeschaut gehabt, die Leute rings umher wahrgenommen. Kurz und bündig. Dann wieder ins Buch geschaut.

Der Mann schaut nicht mehr hin. Ihre Blicke werden sich nicht mehr kreuzen. Wozu auch? Die Liebe ist kaputt seit acht Jahren.
Ja, heiss war sie zu Beginn gewesen. Stark, ewig. Dann kühlte sie doch ab wie die Brennstäbe in Fukushima. Explosionen hatte es auch gegeben. Zu retten gab es nichts. Alles war kaputt.
Schliesslich kam der Sarkophag darüber.





















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Tipps für Schriftsteller

Der Mann liest Bukowski. Er liebt seine Gedichte, eigentliche Kurzgeschichten. Jede so gut wie fast nichts auf der Welt.
Diese Geschichten haben den Mann inspiriert. Er hat selbst welche geschrieben. Die zählt er nun. Er ist stolz auf sie.
Es sind bereits viele Geschichten, die er aufgeschrieben hat. Sie handeln von Glück und Unglück und Einsamkeit und Melancholie und nochmals von Glück.
Eins zwei drei vier … zählt der Mann seine Werke und findet es beachtlich, was er geleistet hat.

Zu beachten!

Neunundfünfzig sechzig einundsechzig… dass es so viele sind, hätte er nicht gedacht.
Dann ist die Liste fertig.

76.

Sechsundsiebzig Geschichten. Und die meisten funktionieren. Na gut. Vielleicht 50 könnte man drucken. Die anderen sind zu düster, zu schwer. Wer würde das schon lesen wollen? Fünfzig kurze Geschichtlein. Ob diese Menge für ein Buch reicht?
Der Mann nimmt eines der dünneren Bücher von Bukowski zur Hand. 239 Seiten voller Gedichte. Nur ganz wenige gehen über zwei Seiten. Mehr als zwei Hundert Gedichte also nur für ein dünnes Bändlein.
Noch dreimal soviel schreiben, als der Mann schon investiert hat. Noch drei Mal so viel erleben - erleiden! - als bisher.

So viel.

Hat Bukowski daher so viel getrunken?

So viel.

Gesoffen.


















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Wie man glücklich wird

Der Mann hat einen Flash. Er fühlt sich glücklich. Warum? Wie konnte das geschehen?
Es begann am frühen Morgen. Der Mann musste raus, hatte keine Wahl. Musste arbeiten gehen für 12 Stunden. Nur zwei Kaffeepausen und eine kurze Pause über Mittag. Die nahm er kaum als entspannend war, wurde sich seiner bleiernen Müdigkeit nur umso deutlicher bewusst. Schlimm das Weiterarbeiten nach dem Unterbruch. Als würde man erneut aus tiefem Schlaf herausgerissen, wäre noch nicht in dieser Welt und müsste doch schon um sein ganzes Leben kämpfen. Glück war das keines. Es war Unglück.
Auch der Abend brachte noch keine guten Gefühle. Es galt aufzuholen, was man an Leben verpasst hatte. Das war nicht einfach. Liebe kann man nicht erzwingen. Weil der Mann es trotzdem versucht hatte, bekam er nur Stress und Ärger und Abweisung und Kälte.
Dann standen die Zeiger auf der Uhr plötzlich aufrecht wie stramme Soldaten. Die Erkenntnis, dass der Tag vorbei war, ein Gewehrschuss mitten ins Herz. Es gab nichts mehr zu hoffen.

Unglück.

 Und der Glücksflash? Der kam, als der Mann sich entkleidet hatte, das Bettzeug aufgeschüttelt war und er das Pyjama übergestreift hatte. Da bekam er einen Flash.
„Ich werde mich gleich ins Bett fallen lassen“, hatte er gedacht. „Es ist wohlig und weich.“

Genau da war er glücklich.

Für diesen einen Moment.










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Bücher gern haben

Der Mann hat viele Geschichten gelesen, grosse wie kleine. Er kennt Moby Dick und Les Misérables und Ulysses und Krieg und Frieden. Er liebt Dostojewski und Saint Exupéry. Er liebt auch Gert Ledig und Jonathan Littell. Die kennen wenige.
Einen anderen Lieblingsschriftsteller von ihm wiederum kennen viele. Charles Bukowski. Der Poet aus L.A. Der dreckige alte Säufer und genialer Geschichtenerzähler. Er hat ihn wiederentdeckt im letzten Jahr. Hat alle Bücher erneut gekauft, weil die alten längst verfleddert waren, vergilbt, jedes einzelne sowieso verloren bei allen Umzügen seit seiner Studentenzeit.
Jetzt türmen sich die neuen Bukowskis im großen Gestell obenauf. Eines der vielen Gestelle in seiner Bude, die von neuen und alten und guten und schlechten Büchern überfüllt sind.
Claude Simon. Jardin des Plantes.
Roger Smith. Blutiges Erwachen.
Alex Patakos. Gefangene unserer Gedanken.
Airen. Strobo.
Sie liegen im Gestell wie Scheite in einem gut gestapelten Holzhaufen.
Manchmal fällt die Masse ein wenig in sich ein, wenn er ein ganz bestimmtes Buch aus dem Stapel zieht um einen Blick hinein zu werfen, vielleicht sich wieder packen zu lassen. Dann rutscht der Berg, sucht sich neuen Platz und drückt noch härter auf die untersten Bücher.

Dort sind alte Bücher. 

Gepresstes Papier.

Totes Holz.


Blue Man Group, New York City, 1994


















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Koma saufen hin und zurück

Der Mann kann sich nicht mehr erinnern, wie viel er getrunken hat. Einzig, es muss sehr viel gewesen sein.

Komatös.

Begonnen hatte es mit einem Anruf. Sein Freund wollte vorbeikommen. Ob er noch was zu trinken habe?
„Ja“, hatte der Mann geantwortet.
„Genug um sich zu besaufen?“
„Ich weiss nicht. Zwei Flaschen?“
"Was?" 
"Rotwein."
Ich bringe noch etwas mit, hatte der Kumpel gesagt und war mit zwei weiteren Flaschen aufgekreuzt.

Fusel.

Literflaschen.

Der Freund hatte bereits leicht fahrige Bewegungen, als er sich ins Zimmer mühte. Er stellte die Flaschen unter grosser Anstrengung vorsichtig ab. Dann fiel er ins Sofa wie ein Zementsack.
Der Mann öffnete die erste Flasche und der Freund hatte sein Glas geleert, noch bevor er sich sein eigenes vollgeschenkt hatte.
„Du scheinst Durst zu haben.“
„Ja.“
Dann hatten sie gemeinsam gesoffen.
Und weiter gesoffen, als der grosse Durst längst gelöscht weil, weil es nicht dieser Durst war, weshalb sie sich die Lampe füllten.





















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